Traurig war ich, als ich von Jahren erfuhr, dass das Ferry-Dusika-Stadion, die einzige Radbahn in Österreich, abgerissen wurde, denn ich wollte schon immer einmal in einem Velodrom mit einem echten Bahnrad fahren.
Glücklich war ich, als ich erfuhr, dass die Firma Schachermayer in Linz aus eigenen Mitteln ein Holz–Freiluft-Velodrom gebaut hat. Mein Plan stand fest: DAS muss ich mal ausprobieren!
Der Verein Velodrom Linz organisiert dazu für Neulinge wie mich jeden Samstag einen Einführungskurs, an dem man sich auch Leihräder ausborgen kann, denn eines muss gesagt werden: diese Räder sind ganz was besonderes: Keine Bremsen, kein Freilauf (also Fixie – man muss IMMER treten, sonst fällt man um), keine Gänge, verpflichtend eingeklickt, 7 Bar Reifendruck und für nichts anderes zu gebrauchen als für die Rennbahn!
Doch Schachermayer hat nicht nur ein Velodrom gebaut, sondern auch einen echt großen Pumptrack direkt davor (auch so etwas gibt es in Wien nicht).
Also, das Hardtail gepackt, mit dem Zug nach Linz, 2 Stunden austoben auf dem Pumptrack und dann 3 Stunden Kurs auf der Rennbahn: 200m lang aus feinstem Holz, 45° Steilkurve (Grad, nicht Prozent!). Wenn man das erste mal von außen von der Steilkurve hinuntersieht, kommt einen das Grausen und man will gleich wieder umdrehen.
Zuerst werden die grundsätzlichen Regeln zur Benutzung der Rennbahn erläutert und dann geht es schon zur ersten Ausfahrt, zuerst noch am flachen Betonring, denn Aufsteigen und besonders das Anhalten will gelernt sein – keine Bremsen, man muss beim Treten langsamer werden, dann rasch ausklinken und hoffen, dass es einen nicht aufhaut.
Dann gehts echt los: man wagt sich zuerst auf den „flachen“ Mittelteil, der aber auch schon 15° aufweist und dann die erste Steilkurve. Wichtig, dass man über 30km/h fährt, sonst rutscht man ab. Hat man diese Angst einmal überwunden, wirds echt lustig. Man wagt sich immer höher auf die Steilkurve hinauf bis ganz nach oben. Am Scheitelpunkt bricht man dann weg (sofern man alleine ist), nimmt den Schwung der Abfahrt mit und rast mit bis zu 58 km/h aus der Kurve raus, Puls bei 194.
Das hält man naturgemäß nicht lange durch, alternativ hängt man sich eine Gruppe (auch „Zug“ genannt) und wechselt sich alle paar Runden an der Spitze ab und kommt so auf einen „gemütlichen“ Schnitt leicht über 40km/h.
Fazit: absolut geniales Erlebnis eines komplett anderen Radfahrens. Wenn ich in Linz leben würde, wäre ich sicher öfters dort – Warum gibt es so etwas nicht auch in Wien?